Jele Brückner als Elisabeth in "Maria Stuart" Ernst Deutsch Theater
Die Begründung der Jury lautet: Sie spielt die vermeintlich Stärkere, die englische Königin Elisabeth I. in Schillers Drama „Maria Stuart“. Doch Jele Brückner zeigte in Mona Kraushaars Inszenierung am Ernst Deutsch Theater eine zutiefst unschlüssige Frau, betonte das Hin- und Hergerissensein der Monarchin zwischen Staatsräson und Menschlichkeit, Verständnis und Misstrauen gegenüber der eingekerkerten Rivalin. Wie sich ihre Elisabeth nicht entscheiden kann zwischen den Haltungen ihrer Lords. Wie sie der Mächtigsten in diesem Stück weiche Züge, Gefühle, Einblicke in deren Seele verleiht. Wie ein Teenager hält sich ihre Elisabeth den geliebten Leicester erst vom Leib, um ihm doch in die Arme zu fallen.
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Marius Adam als Don Pomponio Storione in "La Gazzetta" Allee Theater / Hamburger Kammeroper
Die Begründung der Jury lautet: Kleine Besetzung, große Stimmung: Mit allem Witz, überbordendem Selbstbewußtsein und immer ein wenig nachlappendem Kapee, entzückt Marius Adam als Don Pomponio Storione in „La Gazzetta“. Rossinis buffo Papa mit den klaren Heiratsplänen für Tochter Lisetta, wird an der Hamburger Kammeroper ins Internetzeitalter versetzt und es ist die pure Lust, den Komödianten mit dem satten Bariton bei seinen elektronischen Eheanbahnungsspielen zu begleiten. Marius Adam steht an der Spitze des quirlig aufspielenden Ensembles, das den Abend im Hotel mit seinen Schiebewänden zum unvergesslich nachklingenden Besuch macht. Schöner Scheitern mit Marius Adams Don Pomponio Storione. Dank ihm wird der Sieg der Liebe über den Geschäftssinn zum Ohrenschmaus und prallen Vergnügen.
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Lisa Hagmeister als Selma in "Dancer in the Dark" Thalia in der Gaußstraße
Die Begründung der Jury lautet: Zeigen, nicht zeigen, Dialog im Dunkeln – und dann diese Stimme: Lisa Hagmeister als „Dancer in the Dark“ im Thalia in der Gaußstraße, spielt die erblindende Selma in dem Dunkel, in dem Regisseur Bastian Kraft Lars van Triers Film für die Bühne adaptiert. Selma ist aus Tschechien in die USA emigriert und spart dort jeden Cent, um durch eine Operation ihren Sohn vor der erblichen Erblindung zu retten. Lisa Hagmeister beherrscht so souverän wie virtuos jede Nuance ihrer Stimme, zerbrechlich, trotzig, hoffnungsfroh und immer eigensinnig, ohne je die Konkurrenz zum isländischen Gesangstar Björk zu suchen, die Selma im Film spielte. Mitreißend gibt sie „bedrohten Träumen Kraft“, wie es ein Kritiker auf den Punkt gebracht hat. Eine Schauspielerin, deren fein geschliffenes Wort unschätzbar wichtig ist in lauter Gegenwart.
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Charly Hübner als Fritz Honka in "Der goldene Handschuh" Deutsches SchauSpielHaus
Die Begründung der Jury lautet: Verwahrlost, depressiv und versoffen ist die Klientel der Kiezkneipe „Zum Goldenen Handschuh“. Auch Fritz Honka, gespielt von Charly Hübner, ist eine dieser traurigen Randexistenzen. Ein vom Leben geschundener Alkoholiker, der sich nichts mehr wünscht, als Anerkennung und ein „stinknormales“ Leben – mit einer schönen, gepflegten Frau. Charly Hübner als Honka ist fies, brutal und eklig – und gleichzeitig mitleiderregend. Die Wucht, mit der er diese zerrissene Persönlichkeit mit all ihrer Unbeholfenheit und unberechenbaren Aggression verkörpert, um uns im nächsten Moment anzurühren – in seinem Bemühen, ein „ganz normaler Mensch“ zu werden, das ist höchste Schauspielkunst.
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